Sozial-ökologische Begleitforschung
Die Energiewende aus gesellschaftlicher Sicht
Klimaschutz erfordert einen Wandel hin zu einer emissionsarmen Gesellschaft und Wirtschaft. Eine zentrale Strategie des Klimaschutzes ist die Energiewende. Sie zielt darauf abzielt, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen und den Primärenergiebedarf zu senken. Dazu ist es erforderlich, das Energiesystem grundlegend neu zu strukturieren und den bestehenden Energiepfad zu verlassen. Die Energiewende erfordert daher nicht nur technologische Innovationen, sondern geht auch mit weitreichenden Veränderungen in den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gesellschaftsstrukturen einher. Dieser strukturelle Wandel des Systems wird als ‚Transformation‘ bezeichnet (Feola, 2015).
In dem Forschungsprojekt Klimapakt2030plus untersucht die HafenCity Universität die regionale Klima-Governance in der Metropolregion Nürnberg und entwickelt sie weiter zu einer transformativen Klima-Governance. Diese neue Governance-Struktur für die Metropolregion hat die Aufgabe, die verschiedenen Interessen der Akteure zusammenzuführen, die gesellschaftliche Aufgabe der Energieversorgung regional zu lösen, Hemmnisse der Umsetzung zu bewältigen und nicht beabsichtigten Folgen der Transformation entgegenzuwirken.
Erkenntnisse sammeln und verbreiten
Für die Entwicklung der transformativen Klima-Governance in der Metropolregion Nürnberg stehen die Analyse der regionalen Governance-Strukturen sowie die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Förderung eines nachhaltigen Energiesystems im Vordergrund. Hierfür begleitet und evaluiert die HafenCity Universität die im Projekt Klimapak2030plus durchgeführten Maßnahmen und eingesetzten Steuerungsinstrumente:
- Klimapakt
- Lenkungskreis des Projekts
- Reallabor Transformation Energieversorgung
- Reallabor Transformation Gebäudebestand
- Nutzung des EMN_SIM Tools
- Transformationskonferenzen
- Neustrukturierung des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion
Die HafenCity Universität führt eine Wirkungsevaluation durch. Dabei bewertet sie den Outcome und den möglichen Einfluss der im Projekt entwickelten und umgesetzten Maßnahmen auf die Transformation des Energiesystems und leitet Steuerungsformate einer transformativen Klima-Governance in der Metropolregion Nürnberg ab. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern Erkenntnisse zur Steuerung klimapolitischer Entwicklungen in Metropolregionen. Sie geben auch Impulse für die praktische Umsetzung der Maßnahmen in der Metropolregion und sichern die Anschlussfähigkeit der Erkenntnisse für andere Regionen.
Reallaborforschung – Testräume für regionale Innovationen
In den Reallaboren „Transformation Energieversorgung“ und „Transformation Gebäudebestand“ entwickelt und erprobt die HafenCity Universität gemeinsam mit Projekt- und Praxispartnern praktische und innovative Lösungsansätze zur Förderung des Klimaschutzes im Raum der Europäischen Metropolregion Nürnberg.
Reallabore sind Testräume, in denen Neuerungen entwickelt und unter möglichst realen Bedingungen erprobt werden. Durch Transdisziplinarität, also der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis, wird die Forschung unmittelbar auf gesellschaftliche Problemlagen ausgerichtet. Die Einbindung von Praxisakteuren in den Forschungsprozess erhöht die gesellschaftliche Relevanz der Forschung und ermöglicht, Forschungswissen und praktisches Wissen zu verbinden.
Bei der Begleitforschung der Reallabore nimmt die HafenCity Universität zwei Rollen ein:
Innerhalb der Reallabore arbeitet die Begleitforschung gestaltend, kooperativ, beratend und prozessunterstützend. In Rücksprache mit den Projektpartnern trifft sie beispielsweise Entscheidungen über Methoden der Datenerfassung oder zu Auswertungsstrategien (Parodi et al. 2016).
Auf Ebene der übergeordneten Governance-Struktur analysiert die Begleitforschung das System der Europäischen Metropolregion Nürnberg und die Wirkungen, die die Reallabore im bestehenden System entfalten. Dabei greift die Begleitforschung nicht direkt in den Reallaborprozess ein (Parodi et al. 2018).
Hier finden Sie nähere Informationen zur Arbeit in den Reallaboren Transformation Energieversorgung und Transformation Gebäudebestand.
Literatur:
Feola, G. (2015) "Societal transformation in response to global environmental change: A review of emerging concepts", Ambio, No. 44, S. 376–390 [Online]. Verfügbar unter link.springer.com/article/10.1007/s13280-014-0582-z.
Parodi, O., Beecroft, R., Albiez, M., Quint, A., Seebacher, A. & Tamm, Kaidi und Waitz, Colette (2016) "Von „Aktionsforschung“ bis „Zielkonflikte“: Schlüsselbegriffe der Reallaborforschung", in Karlsruher Institut für Technologie (Hg.) Reallabore als Orte der Nachhaltigkeitsforschung und Transformation, Karlsruhe, S. 9–18.
Parodi, O., Ley, A., Fokdal, J. & Seebacher, A. (2018) Empfehlungen für die Förderung und den Aufbau von Reallaboren. Positionspapier der BaWü-Labs [Online]. Verfügbar unter www.t1p.de/Positionspapier-BaWue-Labs